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Presseinformation vom 14. Januar 2004

Das Interview mailen wir Ihnen gerne zu. Dazu steht ein Farbfoto von Erich Herf zur Verfügung. Bestellungen bitte unter der Telefonnummer 06257-507 990. Das Interview kann auch auszugsweise verwendet werden.


Interview mit Erich Herf, Vorsitzender des Verbandes Privater Bauherren (VPB)

Thema: Eigenheimzulage gekürzt – Chancen und Probleme für private Bauherren


Frage:
Herr Herf, der Staat hat die Eigenheimzulage gekürzt. Was bedeutet das konkret für private Bauherren und Immobilienkäufer?

Antwort:
Trotz unserer Gegenwehr, unter anderem im Aktionsbündnis „Pro Eigenheim“, hat der Staat die Eigenheimzulage gekürzt. Ab sofort gibt es für Bauherren nur noch knapp die Hälfte des bisherigen Zuschusses, und zwar 1250 Euro statt bislang 2556 Euro. Über die acht Jahre, in denen der Staat die Förderung zahlt, bekommt der Bauherr in Zukunft statt 20.448 Euro nur noch 10.000 Euro Zuschuss. Das ist sind rund die Kosten für die Heizungsanlage oder für Teppichböden und Tapeten im ganzen Haus. Die muss der Bauherr erst einmal an anderer Stelle wieder einsparen.


Frage:
Wie verhält es sich beim Altbau?

Antwort:
Das ist der einzige Lichtblick: Für Käufer gebrauchter Immobilien, seien es Häuser oder Eigentumswohnungen, ändert sich nichts. Sie bekamen ja bereits seit 1999 nur noch die Hälfte der Neubauförderung. Nach der neuen Regelung sind ihnen acht Jahre lang jeweils 1250 Euro im Monat sicher, in der Summe also 10.000 Euro. Wir vom VPB begrüßen die Beibehaltung der Altbauzulage ausdrücklich, denn sie ist ein wichtiger Impuls für die Altbauerneuerung und auf lange Sicht sogar für die Modernisierung der Innenstädte.


Frage:
Wie soll sich das konkret bemerkbar machen?

Antwort:
Nun, die Situation beim Einfamilienhausbau hat sich zum Jahresbeginn 2004 drastisch verändert. Es sind ja nicht nur die Eigenheimzulagen gekürzt worden, sondern auch die Bemessungsgrenzen: Sie wurde bei Ehepaaren von 163.614 Euro auf 140.000 und bei Singles von 81.807 auf 70.000 Euro reduziert; bei der Kinderpauschale und dem Baukindergeld ändert sich, nebenbei, fast nichts. Das heißt, es kommen in Zukunft weniger Menschen überhaupt noch in den Genuss der Eigenheimzulage – und die, die sie noch erhalten, sind nicht mehr so finanzstark. Also können sich immer weniger Menschen schöne neue Häuser bauen. Sie werden auf gebrauchte Immobilien ausweichen und auf Eigentumswohnungen, weil sie da in der Regel wissen, was auf sie zukommt und weil sich auf diesem Sektor gelegentlich noch ein Schnäppchen machen lässt.


Frage:
Das heißt, die Städte werden wieder attraktiver, denn dort liegt ja der Altbaubestand?

Antwort:
Exakt. Dazu kommen zwei weitere wichtige Komponenten: die Städte sind sehr gut erschlossen, modernste Infrastruktur ist vorhanden, lange Wege für Pendler und Schüler entfallen. Viele Familien können den Zweitwagen abschaffen, Singles vielleicht sogar das Auto überhaupt. Das macht das Leben wesentlich preiswerter. Hinzu kommt: In den Baugebieten der Sechzigerjahre am Stadtrand steht der Generationswechsel an. Die Bauherren von einst sterben, und weil deren Erben längst eigene Häuser gebaut haben, bringen sie die Elternhäuser auf den Markt.


Frage:
Also eine neue Chance für Bauherren und Immobilienkäufer in den Städten. Aber, wer kann sich diese großen, teuren Grundstücke leisten? Doch sicher nicht die, die jetzt noch Eigenheimzulage bekommen können?

Antwort:
Da haben Sie Recht, das Verfahren funktioniert anders: Nicht private Bauherren kaufen diese Immobilien, sondern Investoren, meist Bauträger. Sie brechen die alten Bungalows ab und bauen an deren Stelle drei, vier oder sogar mehr Reihen-, Ketten- oder Doppelhäuser. Das rechnet sich, und die Bauämter geben dazu heute in der Regel auch ihren Segen.


Frage:
Also doch wieder Neubau.

Antwort:
Ja, und genau mit den Problemen behaftet, die wir als VPB seit Jahrzehnten kennen und auf die wir immer wieder öffentlich hinweisen: Mangelndem Verbraucherschutz.


Frage:
Wo genau hapert es denn da?

Antwort:
Zunächst bei der Vertragsgestaltung: Nach wie vor sind die Verträge, die Bauträger oder Schlüsselfertig-Anbieter ihren Kunden vorlegen, nicht gesetzlich normiert und deshalb auch nicht vergleichbar. Der Anbieter kann hineinschreiben, was er mag, und der Bauherr, ein Laie, merkt nicht, was alles fehlt. Er kauft die Katze im Sack. Wir als VPB kritisieren das seit unserer Gründung. Wir haben im Spätsommer vergangenen Jahres einmal bei unseren Sachverständigen im gesamten Bundesgebiet nach konkreten Zahlen gefragt – die Ergebnisse basieren auf 6.000 im Jahr 2002 betreuten Bauherren – und sind ziemlich ernüchternd: 66 Prozent aller von unseren Sachverständigen begutachteten Bauverträge waren schlichtweg mangelhaft.


Frage:
Welche Mängel fanden Ihre Berater noch?

Antwort:
Drei Viertel aller Bauträger und Schlüsselfertig-Anbieter boten ihren Kunden keinerlei Sicherheiten an – und sechs Prozent von ihnen gingen auch prompt Pleite. Und weil 60 Prozent der Bauherren bereits mehr Geld bezahlt hatten, als dem Baufortschritt entsprach, blieben die meisten auf dem Schaden sitzen. Nebenbei bemerkt: Bei den Bauherren, die sich schon vor Vertragsabschluss bautechnisch beraten ließen, sparten unsere Sachverständigen ihren Kunden im Schnitt 16.000 Euro ein, weil sie Mängel erkannten, bevor die Häuser gebaut wurden. Diese Ersparnis entspricht gut anderthalb Mal der Summe, die durch die gekürzte Eigenheimzulage verloren geht. Professionelle Beratung lohnt sich also in jedem Fall.


Frage:
Was können Sie als Verband zur Verbesserung der Lage tun?

Antwort:
Wir werden weiterhin unsere Bauherren detailliert und solide beraten und parallel dazu beim Gesetzgeber auf der Matte stehen, damit er Bauverträge schnellst möglich gesetzlich regelt und Bauherren im Fall von Firmeninsolvenzen mehr Rechtssicherheit bietet. Dabei denken wir an ein Angebot wie den Sicherungsschein der Reisebranche. Was dort geht, das könnte auch beim Bauen funktionieren. Und: Dieser Verbraucherschutz wäre für den Staat sogar kostenneutral!


Weitere Informationen beim Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon 030-2789010, Fax: 030-27890111,
E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.bauherren-verband.de.


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